Annotation |
Die Geschichte einer Suchenden nach sich selbst und ihrer eigenen Familiengeschichte. (DR) Die Mappe mit alten Briefen, die Elsa zur Kur mitnimmt, konfrontiert sie mit der Geschichte ihrer Großeltern vor und während des zweiten Weltkrieges. Mit jedem Brief taucht sie tiefer in das Leben jener Personen, vor allem in das des Großvaters als Briefverfasser, ein. Mit den Augen und dem Wissen der Nachgeborenen vergleicht sie Familienüberlieferung und briefliche Aufzeichnungen der damaligen Wirklichkeit. Sie beginnt zu erahnen und zu begreifen, was damals in den Handelnden vorging, erfährt von den Glücklichen, die rechtzeitig ausreisen konnten und den Ungläubigen, die lange dachten, das Schreckliche ginge an ihnen ohne größere Schäden vorüber. Schon bald gab es kaum mehr Länder, die Ausreisende annehmen wollten, schon bald gab es auch keine sicheren Länder mehr, in die man einreisen konnte. Besonders die Parallelführung der zwei zeitlichen Ebenen der Dreißiger- und Vierzigerjahre und der Neunzigerjahre während des Jugoslawienkrieges erzeugt eine große Spannung und führt deutlich vor Augen, dass Flüchtlingsschicksale wiederkehrende - tragische - Ereignisse sind. Auch heute will kaum ein Land Flüchtlinge aufnehmen. Sie werden, wie damals, nur als "Wirtschaftsflüchtlinge" gesehen und gerne am Einreisen durch diverse bürokratische Schikanen gehindert. Eine wirklich gelungene Erzählung, die sehr betroffen macht und zum Nach- und Mitdenken zwingt. *bn* Angela Zemanek-Hackl |